Buntpapier-Sammlung Adelheid Schönborn
Chinoiserie

Unter Chinoiserie versteht man Gestaltungsformen in Kunst, Kunsthandwerk. und Architektur, die von chinesischer Kunst angeregt wurden. Für die Europäer des 17. Jahrhunderst und noch mehr des 18. Jahrhunderts war China der Inbegriff eines blühenden, durch und durch zivilisierten und kultivierten Reiches. Dies war vor allem die Folge der weitverbreiteten und viel gelesenen China-Enzyklopädie von Jean Baptiste du Halde, der dieses Reich wie eine erstrebenswerte Utopie darstellte.
Das chinesische Porzellan und die chinesischen Fayencen bezauberten die Europäer mit ihrer Zartheit und harmonischen Schönheit. Die Objekte aber waren so teuer, dass nur die Wohlhabendsten sich diese leisten konnten. Zudem waren sie auch nur schwer zu bekommen. So kam es zu Imitationsversuchen. Da die Allgemeinheit in Europa das gepriesene Land China nur über die Literatur und durch Erzählungen aus zweiter Hand kannte, wirkten die Nachbildungen wie eine Mixtur aus chinesischer und europäischer Kunst.
Zuerst waren es die Niederländer, die ab etwa 1660 ihre Fayencen mit chinesischem Dekor gestalteten. Da sich diese Objekte sehr gut verkaufen ließen, folgten auch deutsche Manufakturen dem niederländischen Vorbild. Sie schmückten ihre Fayencen nun auch mit chinesischen Szenerien. Die Nachahmung chinesischer Motive findet man ebenso bei Teppichen, bei Möbeln, bei Tapeten und in der Architektur. So ist es kein Wunder, dass auch die Brokatpapierhersteller des 18. Jahrhunderts diesen Modetrend aufnahmen und auf ihren Papieren chinesisch anmutende Dekors erschienen.
Ich freue mich, dass es in meiner Sammlung einige Chinoiserien gibt, die ich hier zeigen kann. Die chinesisch-europäische Mischung tritt auf diesen Blättern sehr deutlich zutage; vor allem bei der dargestellten Architektur, genauso bei der Kleidung, der Physiognomie und bei den umrahmenden Formen der lebendig dargestellten Szenen aus dem Alltagsleben. Diese Tatsache wird immer augenscheinlicher, je genauer man die Papiere betrachtet.

Adelheid Schönborn

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